Eine sichere Welt

Es war einmal ein Mädchen, das in einer ruhigen, geschützten Welt aufwuchs. Sie kannte keinen Stress, keine Hektik und schon gar kein Internet. Ihre Welt fühlte sich sicher, einfach und warm an. Doch als ihre Familie umzog, musste sie auf eine neue Schule gehen. Dort hatte jedes Mädchen ein Smartphone. Sie selbst hatte noch nie eins besessen. Ihre Eltern gaben ihr schließlich eins hauptsächlich, damit sie im Notfall anrufen konnte.Sie dachte, Telefonieren sei alles, was ein Handy kann. Doch die anderen Mädchen lachten und sagten: „Du kannst so viel mehr damit machen!“ Sie zeigten ihr Apps wie TikTok, Instagram, BeReal und Snapchat. „So zeigt man, was man macht, postet hübsche Selfies und chattet mit süßen Jungs.“ Neugierig machte sie mit. Sie postete Fotos, bekam Likes, Nachrichten und Kommentare. Es fühlte sich an, als wäre sie endlich Teil von etwas. Dann erhielt sie eine private Nachricht von einem gut aussehenden Jungen. Er schrieb ihr süße Dinge, machte ihr Komplimente und fragte nach Fotos. Zuerst ganz normale. Dann … weniger normale. Sie fühlte sich geschmeichelt, aber auch verwirrt. Bis sein Ton sich plötzlich änderte. Er wurde fordernd, kontrollierend. Etwas fühlte sich falsch an. Am Ende stellte sich heraus, dass er kein Junge war, sondern ein erwachsener Mann, der nur vorgab, in ihrem Alter zu sein.Ihre einst sichere Welt fühlte sich plötzlich sehr weit weg an. Was zuerst aufregend und schön schien, war dunkel und gefährlich geworden. Sie sehnte sich nach der Zeit, in der sie einfach nur Kind sein konnte ohne Filter, Druck oder Angst. „Ich wünschte, ich hätte dieses Handy nie bekommen,“ flüsterte sie. „Früher wusste ich alles über meine Welt. Jetzt weiß ich Dinge, die ich lieber nie erfahren hätte.“
Seitdem benutzt sie ihr Handy nur noch für das, was wirklich notwendig ist. Oft legt sie es weg – oder lässt es ganz zu Hause.Nicht aus Angst, sondern aus Entscheidung. Denn jedes Mal, wenn sie offline ist, spürt sie wieder diesen Frieden von früher. Keine Filter, kein Druck, keine Stimmen, die ihr sagen, wer sie sein soll. Nur sie, ihre Welt – und der Raum, wirklich zu fühlen.Sie hat erkannt: Weniger online zu sein heißt nicht, weniger zu leben. Es heißt, mehr von dem zu spüren, was wirklich zählt.
„Manchmal ist es mutiger, offline zu bleiben, als überall dazugehören zu wollen.“
Denkanstoß:
- Wenn du jemanden siehst, der kein Handy hat oder bewusst offline lebt –Respektierst du das? Oder denkst du sofort: „Wie komisch, bisschen lahm irgendwie?“ Vielleicht sagst du sogar etwas Negatives – aber… bist du insgeheim vielleicht ein bisschen neidisch auf die Ruhe, die diese Person ausstrahlt?
- Und wenn andere anfangen zu lachen oder einen Spruch machen –Machst du dann mit, oder hörst du auf dein eigenes Gefühl und sagst etwas dazu? Vielleicht sucht die andere Person einfach etwas, das auch dir fehlt: Ruhe, Sicherheit, und einen Ort, an dem man einfach man selbst sein darf.
- Wir müssen nicht alle mitrennen im Social-Media-Zirkus und ständig auf unseren Gefühlen balancieren. Manchmal ist Innehalten stärker als Mitlaufen.
„Nicht alles, was neu ist, macht dein Leben besser.“