Lieb sein zueinander

Bärchen Andi und Bärchen Braun spielen bei Oma Bär. Doch schon nach kurzer Zeit streiten sie sich. Das Spielen macht keinen Spaß mehr. Oma hört: „Ich will den Ball!“ – „Ich will die Bauklötze!“ – „Ich will malen!“ – „Nein, ich will die Stifte!“ – „Geh weg, ich will allein spielen!“ Da kommt Oma Bär herein und sagt: „Wollt ihr ein Stück Apfelkuchen? Dann erzähle ich euch eine Geschichte.“ „Ja!“, rufen die Bärchen. Und Oma Bär beginnt zu erzählen:

Im Land des Bärenkönigs waren die Bären froh und glücklich,
auch wenn es nicht viel zu essen gab.
Denn sie hatten einen weisen König.

Nur Bärchen Schmal und Bärchen Rund –die stritten
sich immer. Schon beim Gedanken aneinander
fühlten sie sich unglücklich.

Eines Tages pflückte Bärchen Rund
einen großen Korb voller Äpfel
und brachte ihn zum Bärenkönig.
Der König freute sich sehr.
Man konnte es nicht sehen,
denn er trug eine goldene Maske.
(„Der Bärenkönig mit der goldenen Maske“)
„Bärchen Rund, das ist sehr gut von dir.
Kann ich auch etwas für dich tun?“
Bärchen Rund sagte:
„Ich streite immer mit Bärchen Schmal.
Er macht mir ein schlechtes Gefühl
und sagt gemeine Dinge.
Könnt Ihr ihn nicht weit wegschicken?“
Der König dachte nach und sprach:
„Das könnte ich tun. Aber nicht sofort.
Alle Bären im Wald wissen,dass ihr immer streitet.
Sie würden denken, dass ich Bärchen Schmal nur
deshalb wegschicke, weil du mir so viele Äpfel
gebracht hast.

Warte eine Weile.
Gib ihm jeden Tag einen Apfel
und sei freundlich zu ihm.
Komm in sieben Wochen zurück.
Dann sehen wir weiter.“

„Das ist ein guter Plan“, dachte Bärchen Rund.
„Endlich werde ich ihn los.“

Er brachte gleich einen Apfel zu Bärchen Schmal
und sagte freundlich:
„Wenn du noch einen willst, sag es mir.
Guten Appetit!“

Bärchen Schmal verstand gar nichts.

Doch Bärchen Rund gab jeden Tag einen Apfel
und bemühte sich, lieb zu sein.
Immer dachte er:
„Bald wird der König ihn wegschicken.“

Aber etwas Unerwartetes geschah:
Bärchen Schmal wurde auch freundlich.
Sie redeten mehr, spielten zusammen
und lachten viel.

Eines Tages sagte Bärchen Schmal:
„Bärchen Rund, ich glaube,
du bist mein bester Freund geworden!“

„Ich finde dich auch sehr lieb“,
sagte Bärchen Rund –
und dachte:
„Morgen soll der König ihn wegschicken…
aber jetzt will ich das gar nicht mehr!“

Am nächsten Tag brachte er wieder Äpfel zum König.

„Danke für die Äpfel“, sagte der König.
„Ich habe gehört,
dass ihr keinen Streit mehr habt.
Niemand wird merken,
dass es deine Idee war,
ihn wegzuschicken.
Ich kann ihn jetzt fortbringen lassen.“

Da fing Bärchen Rund an zu weinen:
„Bitte nicht!
Weil ich lieb zu ihm war,
ist er auch lieb zu mir geworden.
Er ist mein bester Freund!
Wenn er fortgeht,
werde ich sehr traurig sein.“

Der König lächelte unter seiner goldenen Maske:
„Genau das habe ich gehofft.
Ich freue mich, dass mein Plan gelungen ist.
Lieb sein zueinander ist das beste Mittel
für eine gute Freundschaft.
Jeder Bär hat eine liebe Seite –
man muss sie nur finden.“

„Ende der Geschichte“, sagt Oma Bär.

Das war schön!“, ruft Bärchen Braun.
„Wir sind doch auch Freunde“, sagt Bärchen Andi.

„Wenn jemand lieb zu dir ist,
fühlt sich das gut an.
Und selbst lieb zu anderen zu sein,
fühlt sich auch gut an.
Geht jetzt ganz lieb spielen,
damit ihr dicke Bärenfreunde werdet.“

„Aber zuerst noch ein Stück Apfelkuchen!“,
sagt Oma Bär lächelnd.

„Was haben wir für eine liebe Oma!“,
sagt Bärchen Braun.
„Und sie kann so leckeren Apfelkuchen backen!“,
sagt Bärchen Andi.