Bär Wild wird zahm
Im Wald vom Bärenkönig lebte Bär Wild.
Er wohnte in einem Teil des Waldes,
wo niemand gerne hinging.
Meistens arbeitete er hart und war am liebsten allein.
Er wurde sehr schnell wütend,
schrie böse Worte, brüllte laut
und zeigte seine Krallen.
Die anderen Bären hatten Angst vor ihm
und hielten sich weit von ihm fern.
Eines Tages hörte er, wie eine Bärenmutter
zu ihrem kleinen Bären sagte:
„Bleib weg von diesem Wald!
Dort wohnt ein Bär, der wild ist
und nicht weiß, wie man lieb sein kann.
Er ist gefährlich.“
Bär Wild erschrak.
„Sie denken, ich bin ein Monster!“
Von diesem Gedanken wurde er sehr traurig.
„Was soll ich nur tun?“
Da dachte er:
„Ich gehe zu Bär Nichts.
Er ist der einzige Bär,
mit dem ich nie Streit hatte.
Alle mögen ihn,
er weiß bestimmt, was ich machen soll.“
Bär Nichts war ein alter, erfahrener Bär.
Er musste vom Bärenkönig nichts tun –
und meinte selbst, das sei sehr schwer,
auch wenn es leicht aussieht.
Bär Wild erzählte ihm seine Sorge:
„Alle haben Angst vor mir. Was soll ich tun?“
Bär Nichts dachte nach und sagte dann:
„Dein Mund ist schneller als dein Kopf.
Wir kleben ihn für eine Woche zu.
Dann können keine bösen Worte herauskommen.
Und jedes Mal, wenn du brüllen willst,
musst du dir liebe Worte überlegen.“
Nach einer Woche durfte das Pflaster ab.
Bär Wild war viel ruhiger geworden,
er sprach freundlich mit allen
und sagte nur noch liebe Worte.
Alle Bären hörten, dass Bär Wild zahm geworden war.
Sie kamen, um zu sehen –
einige machten sogar Witze
und lachten ihn aus.
Bär Wild wurde wieder traurig
und ging zurück zu Bär Nichts.
Er erzählte, was passiert war.
Da sagte Bär Nichts:
„Ich habe dir gesagt,
dass dein Mund schneller ist als dein Denken.
Jetzt kommen keine bösen Worte mehr heraus –
das ist gut.
Aber ich habe nicht gesagt,
dass du immer nur lieb sein musst.
Manchmal musst du brummen,
deine Zähne und deine Krallen zeigen,
damit die anderen dich ernst nehmen.“
Von da an hatte Bär Wild ein ruhiges Leben.
Meistens arbeitete er allein im Wald.
Wenn er andere traf,
war er freundlich und hilfsbereit.
Aber wehe, wenn jemand gemein zu ihm war!
Dann zeigte er seine Zähne und Krallen
und brummte kräftig.
So lernte er:
Freundlich sein ist wichtig –
aber manchmal musst du auch deine Grenzen zeigen.
Spielregel 3. Gute Wörter sagen
Ziel: Die Kinder üben, ihre Sprache bewusst zu nutzen. Sie lernen, dass böse Wörter andere traurig, ängstlich oder wütend machen, und dass gute Worte Freude und Nähe schaffen. Beispiel / Geschichte: In der Klasse lernen die Bärchen, nur noch gute Wörter zu sagen. Zu Hause sagt
Beärchen Anders nach einem kleinen Ausrutscher sofort die richtigen Worte. Bei Oma wird die Verbindung zum Bär Wild-Verhalten hergestellt: Wer lernt, gute Wörter zu sagen, wird wie Bär Wild “zahm” und freundlich, aber kann auch Grenzen zeigen.
Nach jeder Spielregel erhält jedes Kind eine kleine Karte, die es stolz mit nach Hause nehmen darf. So können auch die Eltern sehen, womit ihr Kind sich beschäftigt und worauf es stolz sein kann. Zu jeder Spielregel gibt es außerdem ein schönes Ausmalbild, das die Kinder im Unterricht ausmalen, mit nach Hause nehmen und dort aufhängen können.
Alle Karten und Ausmalbilder sind als druckbare PDF-Version im Bärchen-Andi-Paket für Lehrkräfte enthalten.